Wildnis vor der Haustüre: Wildtierpark Langenberg
Langnau am Albis | Braunbär, Steinbock, Wolf, Wildschwein und andere Artgenossen insgesamt neunzehn einheimische und ehemals einheimische Säugetierarten haben im Wildtierpark Langenberg in naturnahen Anlagen ein Zuhause gefunden. Was vor mehr als 150 Jahren als «Wildgarten» begann, ist heute ein wissenschaftlich geführter Zoo, der in eine spannende Tierwelt eintauchen lässt.
Mit seinen 9 Jahren ist Jeremy für ein Menschenskind überdurchschnittlich gross. Einem gleichaltrigen europäischen Braunbären reicht er jedoch gerade mal bis zum Bauchnabel, obwohl dieser bei Geburt nur die Hälfte mass und lediglich ein Zehntel des Gewichts auf die Waage brachte. Fasziniert studiert Jeremy die Wandillustration, die das unterschiedliche Wachstum von Tier und Mensch veranschaulicht. Dann späht er erwartungsvoll durch die Abgrenzung aus Glas ins Tiergehege.
Aktuell leben zwei erwachsene Braunbären in der bewaldeten Anlage mit Badeteich, die im Tierpark Langenberg gemeinsam mit dem Restaurant einen Fokuspunkt bildet. Auf 11'000 m2 hat das Raubtier-Paar Platz, um vielen ihrer natürlichen Verhaltensweisen nachzukommen. Es verbringt den Grossteil des Tages mit der Futtersuche, klettert, schwimmt, döst oder wühlt im Erdbereich und gräbt Höhlen für den Winterschlaf. Die moderne Tierhaltung orientiert sich am neuesten Stand der Wissenschaft. Im Vordergrund steht das Wohl der Tiere sowie ein Besuchererlebnis, das Erholung mit pädagogischem Mehrwert vereint. Damit zollt der Tierpark dem Gründungsgedanken von vor über 150 Jahren Tribut.
Ältester Tierpark der Schweiz
1869 schuf der exzentrische Zürcher Stadtforstmeister Carl Anton Ludwig von Orelli auf dem Langenberg in Langnau am Albis einen «Wildgarten mit schönem und belebtem Wald» mit dem Ziel, Mensch und Natur einander wieder näher zu bringen. Zuerst zogen Rothirsche, Damhirsche, Rehe und Gämsen ein; später kamen Braunbären, Wildschweine, Alpenmurmeltiere, Alpensteinböcke, Elche, Wisente, Luchse und Wildkatzen dazu. Heute beherbergt der Tierpark insgesamt neunzehn einheimische und ehemals einheimische Wildtiere. Verschiedene Themenwege führen zu ihren Reichen, vorbei am Restaurant, den lauschigen Grillstellen, einem abenteuerlichen Wildnisspielplatz und mitten durch den einst stark bewirtschafteten Sihlwald, der seit der Jahrtausendwende wieder sich selbst überlassen wurde.
Jeremy und sein kleiner Bruder Lionel wählen zum Einstieg den 30-minütigen Raubtierrundweg zu den drei Räubern Bär, Wolf und Luchs sowie zur kleineren Wildkatze. Fasziniert beobachten sie die Bärendame beim Wasserspiel; studieren anhand von Infotafeln die Gemeinsamkeiten von Hund und Wolf und halten im Dickicht nach den Luchsen und Wildkatzen Ausschau. Zum Abschluss noch ein Abstecher ins «Müsli-Hüsli», wo Mäuse rotzfrech auf dem Küchentisch herumtanzen und schon haben sie sich die Kids den Mittag verdient. Während die Bratwürste auf dem Grillrost brutzeln, vertreibt der Seilzug auf dem Spielplatz die Wartezeit im Sausewind.
Lehrmeister Natur
Am Nachmittag verschwimmen die Grenzen zwischen Tieranlage und Besucherraum. In der 1.6 ha grossen, begehbaren Wildschweinanlage begegnen die Kinder den Tieren hautnah ein Highlight, das nur vom anschliessenden Urzeitrundweg übertroffen wird. Im Westteil des Langenbergs führt die Zeitreise zu Wisenten (europäische Bisons), Elchen und Wildpferden sowie den menschlichen Vorfahren im Knochenwald. Jeremy und Lionel versuchen, Überreste der Jagd zu identifizieren und bestaunen in der Feuerhöhle Wandmalereien, die Einblicke in das Verhältnis von Mensch und Tier in der Steinzeit vermitteln.
Am Ende des Tages sind die Wangen rot, die Beine müde und der Wissensdurst erst so richtig entfacht. Das nächste Mal wird sich die Familie den Wildnisboten anschliessen, die während der Sommersaison jeweils mittwochs und sonntags in verschiedenen Teilen des Tierparks unterwegs sind, ihr Hintergrundwissen teilen und den kleinen Besuchern Rede und Antwort stehen und Fragen haben Jeremy und Lionel viele nach einem Tag wie diesem!
Praktisches
Stiftung Wildnispark Zürich
Alte Sihltalstrasse 38
8135 Sihlwald
+41 (0)44 722 55 22
Gut zu wissen: Der Tierpark Langenberg und Naturerlebnispark Sihlwald sind unter dem «Wildnispark Zürich» zusammengefasst und bieten eine spannende Kombination von Waldwildnis, Flusslandschaft und Wildtieren.
Der Eintritt im Tierpark Langenberg ist gratis; die Parkplätze sind gebührenpflichtig. Auch eine Anreise mit den öV ist möglich.
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Sikahirsche, Mufflons und Syrische Braunbären im Natur- und Tierpark Goldau sind rund 100 heimische und europäische Tierarten zuhause.
Weitere Infos: kinderregion.ch/tiere